Der Künstler
Jan Lich, geboren 1973, interessierte sich bereits in jungen Jahren für Musik - speziell für elektronische Musik. Es war Anfang der 80er Jahre, als er erstmals im Radio den Titel “Oxygene IV” des französichen Syntehsizer-Pioniers Jean-Michel Jarre hörte. Fasziniert von der Imaginationskraft dieser synthetischen Klänge begann er auf der elterlichen Heimorgel jene “Fabrikmusik”, wie er sie nannte, nachzuempfinden.
Obwohl er Mitte der 80er Jahre Unterrichtsstunden für Heimorgel bekam, konnte er sich nie mit Notenblättern anfreunden - Es blieb beim Experimentieren und musizieren nach Gehör. Seine neue Orgel (Eminent P300) ergänzte er 1989 durch den analogen Roland Synthesizer Alpha Juno 1. Mit zwei Kassettendecks und einem Discomixer entstanden im Ping-Pong-Verfahren auf Kassette erste Homerecording-Projekte. Inspiriert wurde er weiterhin durch Alben von Tangerine Dream, Kitaro, Jean Michel Jarre aber auch Pink Floyd.
In den 90er Jahren, während seiner Ausbildung zum Kommunikationselektroniker, kamen weitere Instrumente und Geräte hinzu und der erste Computer (ein Commodore 64) hielt Einzug in das kleine Studio. Seit 1998 lebt Jan Lich unter dem Namen Bruder Johannes in einer Evangelischen Bruderschaft als Ordensmitglied. Neben seinen bislang sechs CD-Produktionen komponierte er auch Musik für das Theaterschauspiel “Franziskus” und einige AV-Projekte der Gemeinschaft.
Mit dem Projekt “Traumwandler-Musik” möchte er der ursprünglichen Faszination - der Imaginationskraft von Musik - konkret nachgehen.
Eines meiner ersten Instrumente war das "Susafon". Wie ein modularer Synthesizer war auch dieses Instrument aus einzelnen Teilen zusammenzustecken, wenngleich sich dadurch die Klangfarbe kaum verändern ließ... Ein bescheidener Anfang.
Als ich dann in einem Musikgeschäft ein kleines Akkordeon entdeckte, gab ich keine Ruhe, ehe ich zu Weihnachten jene "Zieharmonika" geschenkt bekam.
Um dem noch recht ungeordneten Kling-Klang beizukommen durfte ich in die Kindermusikschule, wo ich Bekanntschaft mit einem Glockenspiel machte. Anschließend wurde mir eine Blockflöte verpaßt.
Da meine Zieharmonika bereits nach wenigen Tagen bei einer Verfolgungsjagd zu Bruch ging, zog ich es vor, meine musikalischen Studien an der Heimorgel (Farfisa Mod. 3010) meiner Mutter fortzusetzen. Ein großer Fortschritt: Viel mehr Tasten und verschiedene Klangfarben!
Nachdem mir meine Großeltern einen Kassettenrecorder geschenkt hatten, begann ich dann mit meinen ersten "Plattenaufnahmen". Hier eine Hörprobe.
Unter der strengen Auflage, Orgelstunden zu nehmen, wurde mir dann eine modernere Heimorgel in Aussicht gestellt. Meine Begeisterung für Notenblätter hielt sich aber in Grenzen und ich mogelte mich mit auswendig nach Gehör eingeübten Stücken durch. Trotzdem war der Unterricht zum Kennenlernen der Akkorde und der Harmonielehre nicht zwecklos. Mein Großvater sponserte schließlich eine Eminent P300, die mein Orgellehrer gebraucht zu verkaufen hatte. Damit ließen sich traumhafte Klangfarben erzeugen und das Instrument hatte sogar ein digitales Schlagzeug!
Schließlich ließ ich die Orgelstunden pfeifen und widmete mich Experimenten mit zwei Kassettendecks und einem Discomischpult.
Durch Hin und Her kopieren meiner Aufnahmen und dem Hinzumischen weiterer "Tonspuren" entstanden im sogenannten Ping-Pong-Verfahren erste Projekte, die durch das viele kopieren allerdings etwas dumpf und verrauscht klangen.
1989 wurde mein Sparschwein geschlachtet, denn mein Musiklehrer an der Realschule hatte einen Synthesizer zu verkaufen:
Aufgrund meines Interesses für Elektronik-Basteleien kam ich auf den Gedanken mittels einer Lauflicht-Schaltung und einer handvoll Transistoren einen Sequenzer zu bauen, der die Tasten des Obermanuals meiner Orgel, verbunden über ein breites Flachbandkabel, ansteuern sollte. Es entstand so ein kleiner einfacher Step-Squencer. Ich nannte ihn stolz MP1 - Music Programmer.
Mit dieser Ausrüstung kamen dann zwei Kassetten zustande: "Atmosphere" und "H2O"
Leider sind alle meine Tonbandkassetten von damals einem Feuer zum Opfer gefallen. Einige Musikstücke hatte ich aber meinem Vater auf einer Kassette zusammengestellt. So war es nun möglich einige Titel aus meinen Anfangszeiten retten. Entrauscht und klanglich aufbereitet haben sie nun auf meiner Retro-CD "Verstummte Signale" Platz gefunden.
Mein Berufswunsch war, Tontechniker zu werden. Daher bot nach der Realschule eine Lehre zum Elektroniker hierfür eine gute Vorraussetzung. Meine Ausbildung machte mir Freude und inspirierte mich, in meiner Freizeit an Sound- und Effektschaltungen herumzubasteln.
Ich ergänzte mein Studio mit einem Arpeggiator und nahm 1991 die Kassetten "Frequecies" und "Freedom" auf, gefolgt von "The Legend" auf welcher der Roland D-50, den mir ein Freund verkauft hatte, zu hören war.
Ein lang gehegter Wunsch ging dann in Erfüllung: Ein Akai-Sampler, mit dem man Klänge aufnehmen, bearbeiten und schließlich auf der Tastatur spielen konnte.
Nachdem ich meinem Commodore 64 ein MIDI-Interface mit Sequencersoftware verpaßt hatte stand dem kreativen Musikschaffen nichts mehr im Wege. Es entstanden einige Musikstücke, die aber nicht mehr auf einer Kassette zu einem "Album" zusammengefaßt wurden.
Nach dem Zivildienst folgte eine schwierige Zeit großer Entscheidungen, Unsicherheiten und Depressionen für mich, was meine Kreativität zeitweilig dämpfte. Statt Musik zu machen produzierte ich Diaschau-Projekte in Überblendtechnik und begann sogar einige Instrumente zu verkaufen.
Im Juni 1996 trat ich einer Evangelischen Ordensgemeinschaft bei und übernahm in der Kirchen-Combo die Rolle des Schlagzeugers. Meine verbliebenen Instrumente zogen mit ins Kloster und ab 1997 begann ich wieder zu komponieren. Dabei standen mir auch Instrumente und Aufnahmetechnik des Kreativ-Ensembles der Gemeinschaft zur Verfügung.
Endlich waren mir professionelle Aufnahmen in CD-Qualität möglich. So veröffentlichte ich 1998 meine erste offizielle CD unter dem Titel "Symphonic Soundscape", die "remastert" und um ein paar Tracks erweitert in zweiter Auflage erhältlich ist.
Mittlerweile standen Instrumente wie der Kurzweil K-2000, ein echter, alter Korg MS-20 und die staubigen Solina-Strings zur Verfügung. Aufgenommen wurde auf Computerfestplatte mit Creamware T-DAT 16. Im "Orchestergraben" der Kirche war nun mein Studio eingerichtet, so daß ich in sakraler und meditativer Umgebung wunderbare Klänge erschaffen und mit der Komposition der Musik für das Verkündigungsschauspiel "Franziskus" beginnen konnte. - Nicht ahnend, was kommen sollte...
Ein Großbrand legte im Jahr 2003 Kirche und Ordenshaus in Schutt und Asche. Alles weg. Für meinen musikalischen Neubeginn wurde die vielseitige Roland Workstation Fantom S angeschafft.
Fast ausschließlich auf diesem Instrument entstand die CD "Pilgerweg" und meine Musikstücke für das Theaterschauspiel "Franziskus", in dem mir auch die Hauptrolle des Heiligen anvertraut wurde.
Aufgrund zunehmender Aufgaben in anderen Bereichen des Ordens blieb mir aber immer weniger freie Zeit für die Musik übrig. Trotzdem nutzte ich jede Gelegenheit - oft am späten Abend - um in die Welt der elektronischen Klänge aubzutauchen. So entstand schließlich das Album "Traumwandler" und das Gesamtkonzept für mein weiteres künstlerisches Schaffen. Neben der Nutzung virtueller Instrumente im Computer kamen nach und nach weitere Synthesizer und Orgeln in mein Studio und in der Folge entstand die Single "Lauf um dein Leben" und die Alben "Traumfabrik" und "Traumreise".
Klangbilder zu malen ist meine Passion geworden und geblieben, Musik als Medium zur Induktion innerer Bilder bis heute meine Faszination. Musik schaffen als eine Form der Meditation, des Gebetes, des Eintauchens in tiefere Dimensionen. - Niemals möchte ich damit aufhören!